Adressat unbekannt - Kressmann Taylor
Bewegender Briefroman mit Einblick in menschliche Abgründe
Dank einer Rezension bin ich erst auf dieses Büchlein aufmerksam geworden. Obwohl es inzwischen Schullektüre ist, kannte ich weder Roman noch Autorin. Ich bin froh, es entdeckt zu haben, denn in diesem aus fiktiven Briefen bestehenden Kurzroman steckt ein kleines Meisterwerk.
Max und Martin sind Geschäftspartner. Zusammen führen sie eine gut laufende Galerie in den USA. Darüber hinaus verbindet sie eine tiefe Freundschaft. Daher schmerzt es Max, als Martin im Jahr 1933 mit Frau und Kindern nach Deutschland zurückkehrt.
Sie bleiben durch Briefe in Kontakt.
Max, selbst Jude, verfolgt die politische Entwicklung Deutschlands besorgt aus der Ferne. Martin indes fühlt sich in dem jungen nationalistischen System immer wohler. Eindrücklich wird zum einen die immer stärker werdende Indoktrinierung Martin als auch die zunehmende Verzweiflung Martins gezeigt.
Auf nicht einmal 70 Seiten wird hier ein fiktives Zeitzeugnis geschaffen, das bewegt und erschüttert.
Kaum zu glauben, dass dieses Buch bereits 1938 geschrieben wurde. Welche Vorraussicht hat die amerikanische Autorin damals bereits besessen. Und umso unverständlicher, dass Roman und Autorin über Jahrzehnte in Vergessenheit gerieten.
Nichts davon soll vergessen werden. Dies ist einer der Geschichten, die jedem ans Herz lege.
⭐️⭐️⭐️⭐️⭐️
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