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Es werden Posts vom April, 2023 angezeigt.

Der Gipfel von Anatoli Boukreev

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  Bewegende und spannende Gegendarstellung zu Jon Krakauers 'In eisigen Höhen'. Durch Zufall bin ich vor einigen Wochen auf 'In eisigen Höhen' gestoßen. Die Ereignisse im Mai 1996 am Mount Everest haben mich derartig in ihren Bann gezogen, dass ich mehr wissen wollte. Und so stieß ich auf das Buch 'Der Gipfel '. Hier wird hauptsächlich die Perspektive Anatoli Boukreevs erzählt, welcher in Krakauers Bericht als egoistisch handelnd beschrieben wird. Boukreev und Krakauer waren zur selben Zeit auf dem Berg aber in unterschiedlichen (kommerziellen) Expeditionen. Boukreev war als Führer und Berater tätig, Krakauer, zwar in seiner Tätigkeit als Journalist dort, aber auch zahlenden Kunde. Bereits im ersten Buch fand ich es erschreckend unter welchen Erfolgsruck die einzelnen Agenturen standen, ihre Kunden bis zum Gipfel zu führen. So entstand der Eindruck, dass die körperlichen Verfassungen teilweise etwas überspielt wurden (auch seitens der Kunden selbst) um auch ja

Offline von Arno Strobel

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  Das Szenario ist nicht ganz neu, aber dennoch spannend bis zum Schluss. Digital Detox ist das Motto. Ich bin mir sicher, der ein oder andere von uns hat da sicher schon einmal drüber nachgedacht. Ich zumindest des öfteren. Digital Detox als geführte Reise in einem Luxushotel umgeben von alpinen Traumkulisse klingt gleich noch erstrebenswerter. Erst einmal. Eventuell wurde das Kleingedruckte übersehen. Elf Personen begeben sich auf solch einen Trip. Das Hotel ist aufgrund von Baumaßnahmen nicht in Betrieb und wurde nur für diese Gruppe gebucht. Bis auf zwei mehr oder minder zwielichtige Hausmeister ist niemand vor Ort und die traumhafte Kulisse beginnt zu bröckeln, als der erste von ihnen grausam zugerichtet wird, offline geschaltet sozusagen. Er lebt, kann aber weder hören, sehen, sprechen noch fühlen. Und es gibt keine Möglichkeit mit der Außenwelt zu kommunizieren, denn rund um das Berghotel tobt ein Schneesturm, der die Rettung ins Tal unmöglich macht. Eines ist sicher, der Täter

Die Hornisse von Marc Raabe

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  Tom Babylon die 3. Wieder ein gewohnter Pageturner Tom Babylon und Sita Johanns wieder im Einsatz. Nur wie es aussieht Tom Babylon nicht so ganz offiziell. Achtung Spoileralarm: Brad Galloway, gefeierter Weltstar, wird ermordet und Hauptverdächtige ist ausgerechnet Tom Babylons Lebensgefährtin.  Für ihn ist klar, dass sie es nicht gewesen ist, aber was hat sie mit dem Künstler zu tun, wer hat ein Motiv und was ist überhaupt das Motiv? Marc Raabe schafft es wieder, dass man von Kapitel zu Kapitel einfach weiterlesen muss. Immer wieder gibt es neue Verstrickungen und kaum glaubt den wahren Täter zu kennen, gibt es neue Erkenntnisse.  Nebenbei erfahren wir wieder etwas über Toms Vergangenheit, die auch hier wieder einmal eine Verbindung zum aktuellen Fall hat. Das ist auch der einzige Kritikpunkt, den ich habe. Ein bisschen zuviel Zufälle, dass die Morde immer etwas mit Tomnzu tun haben müssen. Aber das ist Meckern auf hohem Niveau. Ich bin sehr gespannt auf das große Finale.

Sonne und Beton von Felix Lobrecht

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  Neuköllner Jugend ungeschönt erzählt Ich gebe zu, die ersten Seiten haben mich schockiert. Meine Jugend habe ich größtenteils in Reinickendorf und den beginnenden 90er Jahren verbracht, damals noch recht anders als heute. Familiär, ruhig, vielleicht ein bisschen konservativ.  Neukölln war weit weg, das Image des Bezirkes kam mir erst später unter. Die Sprache, wie sie im Buch vorkommt, war und ist mir fremd.  Und doch habe ich das Buch in einem Rutsch durchgelesen . Mir schossen Gedanken durch den Kopf wie: 'Hergott, die Lehrer dort, wie packen die das?' und 'Woe kann man es schaffen, die Kids dort zu erreichen ubd zu motivieren?' Die Geschichte ist Actionfilm und Milieustudie in einem. Felix Lobrecht beschreibt wie es ist, dort in Neukölln aufzuwachen und welchen Einfluss Freunde ab einem gewissen Alter haben. Da hat die peergroup das Sagen und längst nicht mehr die Eltern.  Es ist etwas tröstlich, wenn man weiß, welchen Weg Felix Lobrecht selbst gegangen ist, aber

Bus 57 von Dashka Slater

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  Kein Roman aber eine wahre Geschichte, die von vielen Seiten beleuchtet wird. Ich gebe zu, ich habe von der Tat, die im Bus 57 in Oakland vor einigen Jahren passierte, nichts mitbekommen. Erst durch das Buch von Dashka Slater wurde ich darauf aufmerksam. Ich hatte mit einem Roman zu der Geschichte gerechnet, aber es handelt sich eher um eine Aufarbeitung des ganzen Falls. Sasha, eine non-binäre jugendliche Person wird von Richard einem jungen Afro-Amerikaner im Bus angezündet. Eine Hasstat? Eine Mobbing Tat? Ein blöder Scherz? Dashka Slater befasst sich in dem Buch mit den Perspektiven von Richard, Sasha und deren Familien. Sie beschreibt Opfer und Täter aber auch das amerikanische Justizsystem. Sie beginnt weit vor der Tat und beendet ihr Buch erst längere Zeit nach der Gerichtsverhandlung. Sie lässt viele Beteiligte zu Wort kommen und bleibt stets neutral, was mir gut gefällt.  Es ist nicht die Tat an sich, die mich ratlos zurück lässt, sondern die Art wie in den USA teilweise

Das Geheimnis von Zimmer 622 von Joël Dicker

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  Mein erstes Buch von Joël Dicker  In einem Schweizer Hotel geschieht ein Mord. Genau in diesem Hotel logiert einige Jahre später ein Schriftsteller. Nicht zuletzt durch seine Zimmernachbarin deckt ihr die Geschichte hinter dem Mord auf. Deckt er sie wirklich auf? Bis zum Ende bleibt es offen, was Fiktion und was Realität ist. Immer wieder neue Wendungen nimmt das Geschehen rund um den Mord, welches in mehreren Zeitebenen erzählt wird. Alles führt zu einem großen renommierten Bankhaus. Intrigen ubd Liebesgeschichten wechseln sich ab und doch ist es eine für mich besondere Art die Geschichte zu schreiben.  Ab und an fand ich das Bankenmilieu etwas zäh zu lesen, aber die vielen Personen, die sich in ihrem Tun abwechseln und so immer wieder neu zu Verdächtigen werden machen es kurzweilig. Das Buch ist kein Krimi im herkömmlichen Sinne. Lange ist nicht einmal klar, wer überhaupt gestorben ist. Es ist ein Katz und Maus Spiel mit so einigen Raffinessen. Auf jeden Fall ein Erlebnis, es zu l

Der Ruf des Eisvogels von Anne Prettin

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  Liebes- und Leidensweg eingebettet in eine deutsche Familiengeschichte. Kurzweilig erzählt. Olga wird zu ihrem Geburtstag von Tochter und Enkelin zu einem Überraschungstrip eingeladen. Was sie nicht weiß, es geht in ihren Heimatort, den sie vor langer Zeit verlassen hat. Hätte sie das Ziel gewusst, hätte sie sich womöglich verweigert. Viele Geheimnisse gehen mit diesem Ort und Olgas Geschichte einher. Geheimnisse, denen nicht zuletzt ihre Tochter und ihre Enkelim auf den Grund gehen wollen.  In Rückblicken und verschiedenen Zeitebenen erzählt Anne Prettin und vernetzt die Gegenwart damit. Dabei lässt sie auch die Gräuel des zweiten Weltkriegs und der Nachkriegszeit nicht aus.  Eine unterhaltsame aber vor allem bewegende Geschichte, die trotz schwerer Szenen leicht zu lesen ist.

Play von Tobias Elsässer

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  Eine App die den Lebensweg vorhersagt. Interessante Idee, die leider zu kurz kommt. Tobias hat die MASCHINE entdeckt. Eine App, die unser ganzes digitales Leben filtert und daraus Prognosen angibt. Tobias ist schockiert. Laut dieser App wird sein Leben, wie das seines Vaters verlaufen. Der Vater, der seine Familie früh verlassen und eine neue Familie gegründet hat. Dieses Leben will Tobias nicht und er denkt, die App austricksen zu können, in dem er unberechenbar handelt. Auf seinem Roadtrip begegnet er Sun. Sie ist nur wenige Jahre älter und wirkt am Anfang unnahbar. Und doch ist sie es, die meine Sympathien bekommt. Nicht der Protagonist, der mir manchmal zu unlogisch und zu albern erscheint. Der Roadtrip wird zu einem Selbstfindungstrip uud dem Beginn einer Freundschaft. Die MASCHINE spielt nur noch eine Nebenrolle. Kein schlechter Jugendroman. Da ich aber mehr Dystopie erwartet habe, für mich ein wenig enttäuschend.

Todesnacht von Ragnar Jónasson

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  Weni g überzeugende Fortsetzung der Dark Iceland Serie Wieder befinden wir uns in Islands Norden und wieder treffen wir auf den Polizisten Ari. Hatte man im ersten Teil zumindest teilweise das Gefühl, er hätte Anteil an der Auflösung des Falles wird er hier zur Nebenfigur degradiert. Wieder sind es andere Personen, die eins und eins zusammen zählen und am Ende den Mord aufklären. Hier ist es eine Journalistin, die eigentlich auch Psychologin ist. Wieder ist kein Charakter dabei, der mir so richtig sympathisch ist. Die traumhafte Kulisse Islands kann die Schwächen der Geschichte diesmal nicht abfedern. Band 3 wird hier wohl nicht einziehen.